Der ExtremWetterKongress bringt seit 18 Jahren in Deutschland Expertinnen und Experten aus Meteorologie, Klimawissenschaft, Stadtplanung, Medien und Medizin zusammen. Klimaforschende, Experten und Ärzte forderten bei beiden Veranstaltungen mehr Anpassungsmaßnahmen in Deutschland und gleichzeitig die Politik auf, schneller gesetzliche Maßnahmen für eine klimaneutrale Gesellschaft zu schaffen, denn die Beschleunigung der globalen Erwärmung bringe auch Deutschland mehr Extremwetter.
Für die Bundesingenieurkammer als Partner der KlimaManagementTagung informierte zuerst Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, in seiner ausführlichen Keynote zu „Baulichem Bevölkerungsschutz als Teil der Prävention“ über sein Forschungszentrum RISK (Risiko, Infrastruktur, Sicherheit und Konflikt) in dem inzwischen über 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs Fakultäten diese Thematik multidisziplinär behandeln.
Mit dem kommenden KRITIS-Dachgesetz werde die Resilienz Kritischer Infrastrukturen nach dem „Allgefahren-Ansatz“ betrachtet. Dies werde die Einbeziehung möglichst vieler Gefahrenaspekte in Risikobetrachtungen fördern und zu besseren Folgerungen und Umsetzungen für unsere Gesellschaft beitragen. Wir müssten wieder stärker die Naturgesetze beachten und die Natur nicht als „feindlich“ betrachten. Es ginge auch um Verhaltensänderungen. Ein Naturereignis werde erst dann zur Gefahr, wenn man sich ihm aussetze. Wo ein Ausweichen nicht möglich sei, müssten wir die Strukturen anpassen und so ertüchtigen, dass sie widerstehen können.
Anschließend sprach Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, über „Vorsorgende Klimaanpassung – Was braucht es?“. Sie betonte die „Vor-Ort-Kompetenz“ der auf kommunaler Ebene Verantwortlichen und wünschte sich gleichzeitig mehr direkte Unterstützungsmöglichkeiten des Bundes.
In der folgenden Paneldiskussion zur Frage: „Wie gelingt die Transformation in Städten, Kommunen, Gemeinden und Unternehmen?“ ermutigte Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, zu pragmatischem Handeln aufgrund der Dringlichkeit für Klimaanpassungs- und Schutzmaßnahmen. Er plädierte hierbei für Schnelligkeit vor Präzision und das mehr eigenverantwortlich entschieden werden kann und man sich nicht hinter hunderten Normen oder gesetzlichen Regelungen versteckt.
Bökamp: „Die Aktivitäten von Bund, Ländern und Kommunen gehen in die richtige Richtung, sind aber noch nicht ausreichend. Wir brauchen zeitnah verpflichtende gesetzliche Vorgaben mit dem Ziel, die Funktionsfähigkeit und Resilienz lebenswichtiger Infrastrukturen zu gewährleisten. Hierfür bedarf es übergreifender Abstimmung und Koordinierung und – vor allem – einer ausreichend gesicherten Finanzierung der Umsetzung. Der Staat muss jetzt zum Schutz der Bevölkerung handeln. Wir Ingenieure stehen mit unserer Expertise hierfür beratend zur Verfügung.“
Die Bundesingenieurkammer hat als Tagungspartner zusätzlich einen Fach-Workshop durchgeführt zum Thema „Klimafolgen – Risiken für Gebäude bewertbar machen?“ zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst (DWS) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Hier wurde gemeinsam u. a. über die EU-Taxonomie, Risikobewertung für Gebäude und Strategien zur Vermeidung von Gebäudeschäden diskutiert sowie in gebildeten Arbeitsgruppen Lösungsoptionen besprochen.
Die neue Kombination aus ExtremWetterKongress und der lösungs- und umsetzungsorientierten KlimaManagementTagung wurde unisono von den Teilnehmenden als sehr positiv erlebt, die viele Fachkontakte neu geknüpft haben oder intensivieren konnten.
Neues Faktenpapier Extremwetter in Deutschland (PDF)
WAS WIR 2024 ÜBER DAS EXTREMWETTER IN DEUTSCHLAND WISSEN
herausgegeben von: Deutscher Wetterdienst und Extremwetterkongress Hamburg
Stand: 24.09.2024