Das Sockelgeschoss des Anbaus am Hospiz Haus Brög in Lindau sollte in monolithischer Bauweise errichtet werden und musste aufgrund des vorherrschenden Hangwassers auch wasserresistent sein. Die Lösung bot ein Liapor-Leichtbeton mit besonders dichter Zementmatrix, dessen Wassereindringtiefe bei gerade einmal zehn Millimetern liegt.
Anbau Hospiz Haus Brög in Lindau
Sterbende Menschen bis zuletzt zu betreuen und sie mit Würde und Anstand in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten – das ist die Aufgabe des Hospizzentrums Haus Brög zum Engel in Lindau am Bodensee. Das 1996 gegründete Zentrum verzeichnet eine stetig wachsende Nachfrage nach Hospizplätzen, und so wurde 2016 das denkmalgeschützte Haupthaus des Zentrums um einen modernen Anbau erweitert. Er erhöhte die Kapazität des Hospizes von vorher fünf auf acht Zimmer und schuf neben zusätzlichen Wirtschaftsräumen auch einen neuen Gemeinschaftsraum. Der von Bögl Gierer Architekten in München konzipierte Anbau in dem parkähnlichen Garten präsentiert sich als polygonaler Baukörper mit charakteristischen Knicken in der Kontur. Er dominiert nicht das Bestandsensemble, sondern fügt sich dezent in die Umgebung ein – zumal der zweistöckige Baukörper auch halb in den Untergrund eingegraben ist und damit in seiner Höhe nicht übermäßig auffällt.
Herausforderung Hangwasser
Optisch erscheint der Anbau horizontal zweigeteilt mit seinem Obergeschoss aus weiß verputztem Ziegelmauerwerk und hellgrauem Sockelgeschoss. Dieses besteht aus Liapor-Leichtbeton in 70 Zentimetern Stärke. Die Wahl des Materials erfolgte aus mehreren Gründen: „Zum einen wollten wir monolithisch ohne zusätzliche Kunststoffdämmung bauen und auf das bewährte Prinzip der passiven Konditionierung mit schweren, langlebigen, natürlichen Bauteilen und hoher thermischer Speicherkapazität setzen,“ erklärt Prof. Dipl.-Ing. Architekt Andreas Gierer. „Zum andern musste aufgrund des im Boden fließenden Hangwassers das Sockelgeschoss als ,Weiße Wanne‘, also wasserdicht, beziehungsweise mit hohem Wassereindringwiderstand ausgeführt werden. Für diese Anforderungen bot der Liapor-Leichtbeton die passende Lösung.“ Die verwendete sägeraue Brettschalung sorgt dabei für die ganz eigene Struktur der Sichtflächen.
Dichte Zementmatrix
Zum Einsatz kamen insgesamt rund 300 Kubikmeter Liapor-Leichtbeton LC25/28D1.4 mit der Gesteinskörnung Liapor F 6.5 und Liapor K-Sand 0-2. Hergestellt und geliefert wurde er von der Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG in Kißlegg. „Wir konnten letztlich die Zementmatrix des Leichtbetons so dicht halten, dass die Wassereindringtiefe gerade einmal zehn Millimeter beträgt“, erklärt Marcus Winterfeld, Geschäftsführer der Hans Rinninger u. Sohn GmbH u. Co. KG. Damit können Nässe und Hangwasser nur marginal in die Leichtbetonoberfläche eindringen und keine Schäden am Bauwerk anrichten. Zur Erreichung und Sicherstellung des hohen Wassereindringwiderstands wurden im Vorfeld verschiedene Probewände aus Liapor-Leichtbeton erstellt.
Keine Feuchteschäden
Errichtet wurde das Sockelgeschoss Mitte 2015 von der Dobler GmbH & Co. KG in Lindenberg, und zwar wie gewünscht monolithisch in Sichtbetonoptik. Sämtliche Flächen wurden so belassen, wie sie nach dem Ausschalen zutage traten. Sie erfüllen auch heute nach sechs Jahren noch alle funktionalen und ästhetischen Ansprüche. „Auf der gesamten Fassade finden sich keinerlei Abplatzungen oder sonstige Feuchteschäden. Der Leichtbeton hat sich bestens bewährt und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, so das Resümee von Prof. Andreas Gierer. Auch die Optik der nicht hydrophobierten Gebäudehülle passt: „Die Sichtbetonflächen sehen immer noch frisch und ansehnlich wie am ersten Tag aus“, meint Marcus Winterfeld. Damit konnten die anspruchsvollen Vorgaben bei der Errichtung des Erweiterungsbaus, der 2019 für den Deutschen Architekturpreis nominiert wurde, langfristig erfolgreich erfüllt werden.