REWE Group-Vorstand Peter Maly ist von der Bauweise überzeugt: „Holz ist das Kernelement unseres Supermarkts der Zukunft. Wir binden damit viele hunderte Tonnen CO₂. Und wir schließen den Baukreislauf. Das heißt, in einigen Jahrzehnten könnten wir den Markt zurückbauen und die Bauteile wiederverwenden.“ Im REWE Green Farming Berlin werden heimische Nadelhölzer verbaut, sie speichern über 700 Tonnen Kohlendioxid. In 30 Jahren ist das Holz nachgewachsen und die CO₂-Bilanz ausgeglichen.
Frische Lebensmittel vom Dach – mitten in der Stadt
Das Berliner Unternehmen ECF Farmsystems beschäftigt sich mit Lebensmittelproduktion im städtischen Raum. Mit der Entwicklung und dem künftigen Betrieb der 2.760 Quadratmeter großen Dachfarm auf dem REWE-Markt in Berlin sollen künftig ganzjährig über 900.000 frische Salatmischungen geerntet und bis zu 700 Supermärkte in der Hauptstadtregion und darüber hinaus beliefert werden.
„Durch die Nutzung von Dachflächen sowie von Sonnenlicht, Abwärme, Regenwasser und bestehenden Logistikrouten sparen wir nicht nur wertvolle Ressourcen – wir vermeiden sogar CO₂-Emissionen“, erklärt Nicolas Leschke, Geschäftsführer von ECF Farmsystems. „Das Besondere an einer Dachfarm ist jedoch die klimaunabhängige Produktion und die herausragende Produktqualität – ermöglicht durch tägliche Ernte zum optimalen Reifezeitpunkt und extrem kurze Wege zu den Märkten.“
Der Anbau erfolgt in einem hydroponischen System – nahezu ohne Erde und vollautomatisiert. Alle Wachstumsbedingungen sind präzise auf die Bedürfnisse der Pflanzen abgestimmt und werden elektronisch gesteuert. Nur sieben Kilometer entfernt produziert ECF auf dem Gelände der Berliner Malzfabrik bereits exklusiv für REWE „Hauptstadtbasilikum“.
Wände, Decke, Tragkonstruktion – alles ist aus Holz
Bei der modularen Holzbauweise des REWE Green Farming kommt zweieinhalb Mal so viel heimisches Holz zum Einsatz wie in den bisher gängigen REWE Green Buildings. Mehr als 1.100 Kubikmeter Holz werden in den kommenden Monaten verbaut werden. 42 Stützen mit Kapitellen aus gestapelten Hölzern formen das Tragwerk und sorgen für eine Gewölbestruktur im Inneren. Sie reihen sich in einem Abstand von acht Metern aneinander und schaffen in dem 2.150 Quadratmeter großen Supermarkt bei einer Deckenhöhe von sieben Metern eine luftige Atmosphäre. Durch große Fensterfronten und ein umlaufendes Lichtband einfallendes Tageslicht erhellt die Markthalle.
Alle verwendeten Hölzer sind demontierbar. Sie lassen sich nach einem Rückbau wiederverwenden und müssen nicht ins Recycling. „Holz ist der einzige Baustoff, der eine positive Ökobilanz haben kann. Es speichert viel CO₂, was die Klimabilanz des Gebäudes verbessert“, erklärt Klaus Wiens. Er hat das Konzept als Funktionsbereichsleiter Filialbau bei REWE maßgeblich vorangetrieben. Erstmals erprobt wurde die Dachfarm-Bauweise mit der Eröffnung des ersten REWE Green Farming im hessischen Wiesbaden im Mai 2021. Wiens ergänzt: „Aus diesem Pilotmarkt haben wir wichtige Erkenntnisse gezogen und einen Baustandard entwickelt. Schrittweise werden wir bei Neubauten auf diese Holzbauweise setzen, wobei die Dachnutzung variieren wird.“
Das REWE Green Farming Berlin hat eine Bruttogeschossfläche von rund 6.500 Quadratmetern. Neben dem Gewächshaus wird das Supermarktdach für weitere umweltrelevante Funktionen genutzt. „Teilweise arbeiten wir mit einem Gründach. Zudem lassen wir eine Photovoltaikanlage mit rund 200 Modulen montieren“, erklärt Dirk Heimann, Leiter Bauwesen REWE Ost. Rund um das REWE Green Farming wird es über 90 begrünte Stellplätze mit versickerungsfähigem Pflaster geben, ein Teil davon ausgestattet mit E-Ladesäulen. Direkt vor dem Markt sind Stellplätze für Fahrräder sowie Lastenräder vorgesehen. Die Hauptzufahrt zum Supermarkt wird sich an der Malteser Straße befinden, eine weitere an der Friedrichrodaer Straße.
Grünstrom, viel Bio und eine Sonnenterrasse
REWE setzt in all seinen Märkten bereits seit vielen Jahren auf 100 Prozent Grünstrom, so auch im REWE Green Farming Berlin. Dank LED-Beleuchtung, verglasten Kühlregalen und einer intelligenten Temperatursteuerung ist die Haustechnik äußerst energieeffizient. So wird die entstehende Abwärme der Kühlanlagen bei Bedarf zum Heizen des Marktinneren genutzt. Regenwasser sammelt sich in einer Zisterne und dient zur Bewässerung der Dachfarm.
Unter dem Holzdach der Markthalle werden mehr als 20.000 verschiedene Produkte Platz finden. Frische Lebensmittel machen einen Großteil des Angebots aus. Dazu zählen regionale Produkte ebenso wie solche in Bio-Qualität. Das stark gewachsene pflanzliche Sortiment wird im REWE-Markt prominent vertreten sein. Geplant sind zudem eine große Salatbar, Bedientheken und ein Bäcker mit einer großzügigen Sonnenterrasse.
Berlin spielt wichtige Rolle beim „grünen“ Supermarktbau
Das REWE Green Farming ist eine Weiterentwicklung des Green Building-Konzeptes des Handelsunternehmens. In den vergangenen 16 Jahren hat REWE über 400 Green Buildings bundesweit errichtet – das erste 2009 in Berlin-Rudow. 2021 folgte mit dem REWE Green Farming in Wiesbaden-Erbenheim der erste Schritt auf dem Weg in die Zukunft des kreislauffähigen Supermarktbaus. Gemeinsam mit dem Londoner Architekturbüro acme schuf REWE den Prototypen für seine künftigen Märkte. Stefan Hörning, Vorsitzender der Geschäftsleitung REWE Ost, freut sich über die zentrale Rolle Berlins bei den nachhaltigen Handelsbauten: „Für unsere erste ressourcenschonende Marktgeneration fiel der Startschuss 2009 in der Hauptstadt. Nun gehen wir mit der neuen Generation Green Buildings von Berlin aus in Serie.“
Der Bau des REWE Green Farming Berlin läutet den Start ein für die neue Musterbaubeschreibung des Händlers: Ein Marktkonzept, das sich durch modulare Bauweise an die unterschiedlichsten Standortfaktoren anpassen lässt. Dachfarmen sind dabei eine optionale Form der Dachnutzung an dafür geeigneten Standorten.
Auswahl beteiligter Fachfirmen: Architektur (Planung): ACME | Architektur (Ausführung): CS Architekten | Fachplanung Dachfarm: ECF Farmsystems | Tragwerksplanung: Schöne Neue Welt Ingenieure | Technische Gebäudeausrüstung: PSM – Planungsgesellschaft für Gebäudetechnik | Verkehrsplanung & Freianlagen: Ingenieurbüro für Tiefbau Noack | DGNB-Zertifizierung & Bauphysik: e² energieberatung | Artenschutz: Natur +Text