Das Umweltbundesamt (UBA) hat eine aktuelle Studie über Recycling von Kunststoffen in der Baubranche veröffentlicht. Hier zeigt sich: Es gibt noch viel Luft nach oben. An der Stude beteiligt war auch das Kunststoff-Zentrum SKZ.
Baubereich zweitgrößtes Anwendungsgebiet von Kunststoffen
Der Baubereich ist nach Verpackungen das zweitgrößte Anwendungsgebiet von Kunststoffen: 2017 wurden etwa 2,6 Millionen Tonnen verbaut. Doch es fehlt derzeit vielfach an geeigneten Vorgaben für das Recycling der Kunststoffbauprodukte, zudem werden die Mengen ungenügend erfasst. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes (UBA). Um die anfallenden Mengen in Zukunft hochwertig recyceln zu können, schlägt die Studie vor, bautechnische Produktstandards um Vorgaben hinsichtlich Dauerhaftigkeit, Recycling-Fähigkeit und Rezyklateinsatz zu ergänzen. Kunststoffabfälle sollten für das Recycling besser getrennt gesammelt werden. Zudem sollte die Kreislaufführung von branchenspezifischen Verpackungen sichergestellt werden.
In dieser Studie werden die Verwendung von Kunststoff-Produkten und Möglichkeiten des Rezyklateinsatzes im Baubereich, verwendete Kunststoff-Mengen, Rücknahmesysteme, Verwertungstechniken, aktueller Rezyklat-Einsatz und Bauprodukt-Verpackungen aus Kunststoff detailliert dargestellt.
Potenziale zur Steigerung des hochwertigen Rezyklat-Einsatzes haben die Autor/-innen – darunter Dr. Phillip Bendix, Dr. Holger Berg, János Sebestyén, Laura Perschel und Michael Ritthoff vom Wuppertal Institut sowie Daniela Eckert, Robin Kocina und Dr. Hermann Achenbach vom SKZ – identifiziert und bestehende Hürden und Handlungsoptionen für Politik und Wirtschaft dargestellt.
Abhängigkeit vom Einsatzbereich der Kunststoffe
Aktueller Rezyklateinsatz sowie technische und mengenmäßige Potentiale sind stark abhängig vom Einsatzbereich der Kunststoffe. Die größten Hürden für einen Rezyklateinsatz sind dabei Produktlebensdauer, Rückbaufähigkeit und technische Anforderungen. "Durch die steigende Menge an Kunststoffen im Baubereich wird die Frage ihrer Kreislauffähigkeit immer wichtiger. Wir freuen uns, in der Studie Recyclingpotenziale und Wiedereinsatzmöglichkeiten von Rezyklaten aufzeigen zu können", sagt Dr. Hermann Achenbach, Gruppenleiter Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft am SKZ.
Studie des Umweltbundesamtes
Die Studie "Förderung einer hochwertigen Verwertung von Kunststoffen aus Abbruchabfällen sowie der Stärkung des Rezyklateinsatzes in Bauprodukten im Sinne der europäischen Kunststoffstrategie" ist als PDF-Dokument auf der UBA-Website kostenfrei verfügbar unter www.umweltbundesamt.de
Weitere Informationen
UBA-Themenseite "Umweltdeklaration von Bauprodukten"
UBA-Portal zur Sekundärrohstoffwirtschaft Mineralik
UBA-Themenseite "EU-Bauproduktenverordnung"
Folgende Vorschläge macht die Studie im Detail:
Produkte
Die europäische Bauproduktenverordnung (EU) Nr. 305/2011 sieht vor, Nachhaltigkeit in Normen zu erfassen. Das UBA befürwortet die Umsetzung dieser wichtigen Ziele durch bessere Produktstandards. So könnte auch der Rezyklateinsatz erhöht werden. Bei Rohren beispielsweise, die mit einer Million Tonnen jährlich den größten Bereich der Kunststoffbauprodukte bilden, gibt es nicht genug Rezyklat, um die Nachfrage zu bedienen.
Abfälle
Auch Bau- und Abbruchabfälle müssen getrennt gesammelt werden. Dies ist derzeit oft nicht der Fall. Kunststoffe (Abfallschlüsselnummer 170203) werden in der Praxis noch zu oft über gemischte Bau- und Abbruchabfälle (Abfallschlüsselnummer 170904) entsorgt. Ein Problem der derzeitigen Vorschriften: Dämmstoffe aus Kunststoff müssen gemeinsam mit werkstofflich völlig unterschiedlicher Glas- und Steinwolle gesammelt werden. Das UBA schlägt vor, diese künftig gemeinsam mit Kunststoffen zu sammeln. Verpackungen von Bauprodukten sind hingegen keine Bau- und Abbruchabfälle und müssen auch dann nach den Vorgaben des Verpackungsgesetzes recycelt werden, wenn im Rahmen eines reinen Business-to-Business-Geschäfts keine Systembeteiligungspflicht nach dem Verpackungsgesetz besteht. Zu oft landen Verpackungen noch in den Bauabfällen.
Verpackungen
Recht fortschrittlich ist die Baubranche bei der Vermeidung von Verpackungen. Es gibt einen hohen Anteil unverpackter Güter und unterschiedliche Mehrwegkonzepte für Verpackungen wie Paletten oder Transportkisten. Kunststoffverpackungen, die dennoch benötigt werden, bieten ausgezeichnete Voraussetzungen für den Einsatz von recyceltem Kunststoff. Ein Rezyklateinsatz von 30 Prozent erscheint technisch machbar und sollte mittelfristig durch eine entsprechende Rezyklateinsatzquote festgelegt werden.
Weitere Forschungsprojekte des UBA zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsanforderungen
Die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, wie Sand oder Holz, ist eine Vorgabe der europäischen Bauproduktenverordnung, welche damit in gewissem Umfang auch Ziele der Kreislaufwirtschaft beinhaltet. Um eine adäquate Umsetzung des Konzepts der Verordnung zu fördern, hat das Umweltbundesamt mehrere Forschungsvorhaben zum Baustoffrecycling am Beispiel von Kunststoffbauprodukten und mineralischen Baustoffen durchgeführt.
Die Ergebnisse werden hier vorgestellt.
- Prüfung möglicher Ansätze zur Stärkung des Recyclings, zur Schaffung von Anreizen zur Verwendung recycelbarer Materialien und zur verursachergerechten Zuordnung von Entsorgungskosten im Bereich der Bauprodukte
- Grundlagen und Empfehlungen zur Beschreibung der Rückbau-, Nachnutzungs- und Entsorgungsphase von Bauprodukten in Umweltproduktdeklarationen
- Ressourcenschonung durch Produktkennzeichnung für Bauprodukte: Erstellung eines Kriterienkatalogs für die Stufeneinteilung von Bauprodukten in der Normung