Im Planungsalltag haben BIM-Nutzer oft mit Problemen bei der Interoperabilität von verschiedenen BIM-Plattformen, Dateiformaten und Projektbeteiligten zu tun. Denn viele BIM-Modelle enthalten eine Fülle an Attributen, die dafür sorgen, dass Dateien bzw. Prozesse wenig performant sind.
Trotzdem decken viele BIM-Standards nicht alle Einsatzbereiche ab, vor allem im Infrastrukturbau. Zudem sind die Unterschiede zwischen Dateiformat und Datenschema nicht oder nur ungenügend geläufig, was zu Uneindeutigkeiten und Schwierigkeiten beim Austausch mit anderen Projektbeteiligten und Auftraggebern führt.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat das Ingenieur-, Design- und Beratungsunternehmen AFRY einen eigenen BIM-Standard definiert, der einen erheblichen Mehrwert in der Planungsphase bietet.
AFRY-BIM-Standard ist universell anwendbar und skalierbar
Der AFRY-BIM-Standard basiert auf bestehenden BIM-Standards und einer konsequenten Standardisierung der Daten. Seine Datenstruktur ist auf alle Bereiche anwendbar, somit ist der Standard global skalierbar. Zudem ermöglicht dieser dadurch einen sehr hohen Automatisierungsgrad und eine enorme betriebliche Effizienz für alle Bauwerke, Objekte und Gewerke.
Vereinfacht, harmonisiert und standardisiert
Der AFRY-BIM-Standard umfasst nur rund 160 Attribute und 55 sogenannte Modellkategorien. Sie decken alle Einsatzbereiche in Bauprojekten jeglicher Art ab. Nutzerinnen und Nutzer können aber auch projektspezifische Attribute ergänzen, um alle Anforderungen der Projektbeteiligten und des Auftraggebers abzubilden.
Zudem arbeitet der AFRY-BIM-Standard mit konsistenten und eindeutigen Bezeichnungen für alle Informationen (Attribute und zugehörige Werte). Er nutzt das offene IFC-Datenschema, weil es eine hohe Kompatibilität sowie viel Flexibilität und Gestaltungsspielraum bietet. Die aus dem Hochbau stammende Hierarchie der IFC-Datenstruktur wurde auch für alle anderen Gewerke, z. B. Ingenieurbauwerke, Verkehrsanlagen oder Umwelt, übernommen und harmonisiert. Dabei funktioniert der AFRY-BIM-Standard unabhängig von den verschiedenen Versionen für das IFC-Dateiformat.
Der AFRY-BIM-Standard steht kostenfrei zum Download unter folgendem Link zur Verfügung: https://afry.powerappsportals.com/BIMStandard/
Im Wesentlichen definiert der AFRY-BIM-Standard eine sinnvolle Verwendung der IFC-Datenstruktur für Bauwerke bzw. Objekte (LoG = Level of Geometry) mit den nötigen Attributen (LoI = Level of Information) und ggf. den zugehörigen Wertebereichen aus vorhandenen Regelwerken sowie deren Referenzierung. Dabei berücksichtigt er die offenen BIM-Standards des buildingSMART, d. h. er ist openBIM-konform.
Diese Standardisierung eröffnet zahlreiche Vorteile:
- Verbesserung der Interoperabilität
- Erhöhung der Vertragssicherheit dank Eindeutigkeit der Information
- Möglichkeit zur Automatisierung praktisch aller Prozesse, von Bauablaufprozessen und Kollisionsprüfungen über statische Kalkulationen bis zur Berechnung von Kosten und der Ökobilanzierung
- Immense Steigerung der Effizienz
Georeferenzierung …
Dank sauberem Datenaustausch und automatisierter Verarbeitung von Daten, ist der AFRY-BIM-Standard auch Dreh- und Angelpunkt für weitere Anwendungsbereiche:
Durch die Verknüpfung von BIM und GIS lassen sich Modelldaten georeferenziert erstellen und in einem digitalen Zwilling zusammenführen – für eine durchgängige kollaborative Projektbearbeitung von der Planung bis zur Ausführung.
… und Ökobilanzierung
Hinzu kommt die automatisierte Erstellung von Ökobilanzierungen. Hierfür hat AFRY zusammen mit der HTWK Leipzig (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur) ebenfalls eine eigene Methode entwickelt. Sie analysiert automatisiert bis zu Hunderten von BIM-Modellen und ist in allen Bereichen des Bauwesens, in allen Leistungsphasen und für alle Projektgrößen anwendbar. Auch sie bietet einen hohen Automatisierungsgrad, der die Bearbeitungszeit drastisch reduziert. Dadurch lassen sich Ökobilanzierungen auch schon in Frühphasen von Bauprojekten erstellen, wenn das Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen noch am größten ist.
Den Praxistest hat die von AFRY entwickelte Methode zur Ökobilanzierung bereits in mehreren realen Infrastrukturprojekten bestanden. Sie hat z. B. in einem Großprojekt der Schieneninfrastruktur über 300 BIM-Modelle analysiert, die Treibhausgas-Emissionen berechnet und die Ergebnisse dreidimensional im Kontext zu den Modellen visualisiert.
Auch die Art der Visualisierung unterscheidet die AFRY-Ökobilanzierungsmethode grundlegend von vergleichbaren Tools: Anstelle von 2D-Dashboards ohne geografischen Bezug zeigt die Methode von AFRY ein dreidimensionales geografisches Raster. Auf jedem Rasterstück gibt die Höhe einer Säule die Höhe der Emissionen an, die an diesem Punkt entstehen. Emissions-Hotspots und Optimierungspotenziale lassen sich so auf einen Blick erkennen, verorten und detailliert analysieren.
Die AFRY-Methode zur Ökobilanzierung wurde für die Verarbeitung von IFC-Modellen entwickelt und integriert sich damit ideal in openBIM-Workflows. Sie ist für alle Gewerke nutzbar und für weitere Inhalte, z. B. Kostenermittlung oder Energiebedarf, skalierbar. Sie ist nicht an eine spezifische Software gebunden und konform zu den europäischen Normen EN 15978 und EN 15804 für Ökobilanzen.
Modernes und nachhaltiges digitales Planen
AFRY plant auch selbst die meisten Projekte mit digitalen Methoden. BIM, GIS und Ökobilanzierungen werden kombiniert mit digitalen Analysemethoden wie Business Intelligence (BI) und künstlicher Intelligenz (AI) zu einer neuen, kollaborativen Arbeitsmethode mit greifbarem Mehrwert.
Darüber hinaus bietet AFRY Dienstleistungen in den Bereichen Geodatenmanagement (GDM), Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sowie Life Cycle Assessment (LCA) an.
Alle Modelldaten werden georeferenziert erstellt und in einem digitalen Zwilling (Digital Twin) zusammengeführt. Denn nur auf Basis eines passgenauen 3D-Modells kann eine kollaborative Projektbearbeitung erfolgen – von der Planung bis zur Ausführung.
Zudem unterstützt AFRY auch bei der digitalen Grundlagenermittlung (Scan2BIM und BIM2Scan) und bei der Ausführung der modellbasierten Baustelle (BIM2Field und Field2BIM).