Etwa 130 Brücken in Bayern müssen dringend saniert werden; zu groß ist die Gefahr eines Brückenschadens oder sogar im schlimmsten Fall die Gefahr ihres Einsturzes. Im Raum München machte zuletzt die Sanierung der Isarbrücke Unterföhring Schlagzeilen. Mit der Tragfähigkeit und der Lebensdauer von Brücken beschäftigt sich Prof. Norbert Gebbeken an der Universität der Bundeswehr München. Zum Zustand von Brücken in Bayern und anderen Bundesländern erklärte der Baustatikexperte Gebbeken, generell hätten die neuen Bundesländer von den Investitionen nach der Wende profitiert und insgesamt einen vergleichbar besseren Brückenbestand. Anders als die anderen alten Bundesländer stünde Bayern noch ganz gut da, so der Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Im Landkreis München würden etwa 15 Brücken als „marode“ bezeichnet. Das hieße nicht, dass der unmittelbare Einsturz drohe.
Aber: Eine nicht gepflegte und nicht kontrollierte bauliche Infrastruktur könne zu einer „Zeitbombe“ werden und zu einem schweren Erbe für die nachfolgende Generation. Die wiederkehrende Überprüfung von Brücken ist in Deutschland durch die DIN 1076 geregelt. Die Brückenprüfer werden in der Regel ständig geschult, damit möglichst einheitliche Bewertungen, die manchmal auch subjektiv sein könnten, eingehalten werden.
In Bayern gebe es laut Gebbeken etwa 14.500 Brückenbauwerke, wovon ungefähr 130 Brücken unbedingt sofort saniert werden müssten. Die Tragfähigkeit der Brücken muss immer sichergestellt werden, weil es bei der Sicherheit keine Abstriche geben darf. Wenn es nicht anders ginge, müssten Geschwindigkeitsbeschränkungen und Fahrbahnverengungen bzw. Sperrungen von Richtungsfahrbahnen erfolgen. Die Lebensdauer von Brücken betrage planmäßig 50 bis 100 Jahre. Es ließe sich aber nicht einfach sagen, dass 50 Jahre alte Brücken nicht mehr trügen. Es gebe Brücken, die seien 100 Jahre alt und älter und völlig intakt.
Allerdings sei ein Trend erkennbar, dass die Zustandsnoten sich in den vergangenen Jahren verschlechtert hätten. Darauf müsse dringend mit baulichen Maßnahmen reagiert werden. Das seien Sanierungen, Verstärkungen und Neubauten. Im Zuge des Ausbaus von Straßen auf mehrere Spuren würden die Brücken in der Regel gleich mit erneuert. Anlass zur Sorge um ihre Sicherheit gebe es für die Bürger aber nicht. Dafür würden die Brückenprüfer und die Autobahndirektionen sorgen. Brücken werden hauptsächlich durch Fahrzeuge aller Art und Fußgänger belastet. Dazu kommen Lasten aus Wind bzw. Stürmen, und Temperaturlasten. Weitere Einwirkungen ergeben sich zum Beispiel aus Tausalz. In bestimmten Regionen Deutschlands müssen auch Erdbeben berücksichtigt werden. Das Problem der Abschätzung dieser Lasten über eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren sei schwierig, sagt Prof. Gebbeken, weil die Prognosen zum Beispiel über die Verkehrsentwicklung sehr unsicher seien. So könne möglicherweise eine immer noch gemäß Planung intakte Brücke das Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen. Das liege an der höheren Mobilität der Menschen sowie an dem Transport von Gütern „just-in-time“.
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Marode Brücken sind ein „schweres Erbe“
Zustandsnoten haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert
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