Sind unsere Infrastruktur und unsere Bauwerke sicher?

Dipl.-Ing. (FH) Michael Risch über „Sicherung der Infrastruktur“ in unseren Studiengängen

Studium
Meinung
Ingenieurwesen
Vor einigen Wochen hatte ich im Rahmen einer Evaluierung in der Hochschule Zittau/Görlitz ein Gespräch mit Professoren aus Baden-Württemberg und Zittau. Es war ein Gedankenaustausch, um Perspektiven für die Entwicklung unseres Hochschulstandortes abzuwägen. Ich war als Praktiker und ehemaliger Lehrbeauftragter um meine Expertise gebeten worden.

In diesem Gespräch stellte ich unter anderem die Frage: „Sind unsere Infrastruktur und unsere Bauwerke sicher?“. Ich blickte in fragend interessierte Gesichter! Ergänzend fragte ich: „In welchem Studiengang spielt die Sicherung der Infrastruktur eine Rolle?“ Antwort: „So direkt in keinem!“

In der Vorbereitung des Gespräches und in Anbetracht der aktuellen Weltlage hatte ich in die Studienangebote von einigen Hochschulen in Deutschland geschaut. Bei meiner – sicher sehr stichprobenartigen – Recherche habe ich keinen Hinweis auf eine Berücksichtigung im Curriculum gefunden. Ob es entsprechende neuere Literatur zum Thema gibt? Ich habe nichts gefunden. Das Ergebnis habe ich zwar so erwartet und war trotzdem überrascht!

Für mich bedeutet dies, dass die politische Realität bezüglich einer möglichen Gefährdung unserer Infrastruktur in den Universitäten und Hochschulen (noch) nicht zur Kenntnis genommen wird. Dabei habe ich nicht solche Ereignisse wie den Einsturz der Carolabrücke in Dresden im Auge. Der Zustand der Verkehrsinfrastruktur und daraus resultierende notwendige Maßnahmen sind ein eigenes Thema. Dafür ist der Einsturz der Carolabrücke ein Weckruf aller erster Güte! Wie leicht wir es aber Kriminellen oder Terroristen machen, zeigt der Raubüberfall auf das Dresdener „Grüne Gewölbe“. Wobei es hier „nur“ um den Raub von extrem wertvollem Schmuck als Teil unserer Identität ging!

Ende des Jahres 2024 verteilte die schwedische Regierung eine 32-seitige Broschüre „Wichtige Informationen für alle Einwohner Schwedens. Sind unsere Infrastruktur und Gebäude sicher?“ Darin werden die Verhaltensweisen in militärischen Notsituationen, im Fall von Terroranschlägen, das Verhalten bei Naturkatastrophen und die digitale Sicherheit beschrieben. Das alles in mehreren Sprachen und natürlich auch online. Bemerkenswert finde ich den Abschnitt „Gesamte Verteidigungspflicht“. Darin wird eine umfassende Notfallvorsorge für alle Bereiche beschrieben.

Mein Ansatz ist nicht die militärische Sicherheit, sondern die Sicherheit unserer Infrastruktur. Wie wir inzwischen gelernt haben, kann jedes Ding und jegliche Versorgungs-Infrastruktur missbraucht und als Waffe benutzt werden. Eine einhundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber wir können die Risiken minimieren. Das aber bedeutet, dass wir entsprechend solide bauen und die Dinge entsprechend pflegen und unterhalten. Im vergangenen Sommer war ich in der Schweiz/Graubünden in einem kleinen Ort von ca. 800 Einwohnern zu Gast. Im Ort befindet sich eine Klosteranlage aus dem Jahre 700! Das archäologische Depot für die Artefakte aus der Zeit der Römer befindet sich unter einem neu angelegten Parkplatz. Dieses Depot ist gleichzeitig ein moderner Schutzbunker für die Bevölkerung! Allerdings waren technische Details weder zu sehen noch zu erfahren. Derartige Schutzbauwerke sind sicher teurer, können aber immer mehrfachen Zwecken dienen. Sicherheit kostet Geld – keine Sicherheit kostet mehr Geld.

Ich wünsche mir, dass wir auch zu diesem Thema einen konstruktiven und vorurteilsfreien Zugang finden könnten. Die Welt ist zurzeit so wie sie ist. Prävention und strategisch langfristiges Denken hat noch nie geschadet. Dazu gehört, dass wir auch an Hochschulen und Universitäten den Herausforderungen Rechnung tragen und uns mit der Infrastruktur und deren Sicherung/Resilienz befassen. Sicher gehört eine militärische Betrachtungsweise auch dazu.

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